Briefe
Altvater Paissios der Agiorit
Kloster des hl. evangelisten johannes des theologen 
Souroti bei Thessaloniki, Griechenland
Herausgegeben vom
Kloster des Hl. Evangelisten Johannes des Theologen,
Souroti bei Thessaloniki, Griechenland
1. Ausgabe 1994, 10. Auflage 2007
Deutsche Übersetzung von Mönchin Irinea, Kloster Hl. Johannes des Vorläufers, Chania
Innerkirchlicher Verteilung in Deutschland,
Österreich und der Schweiz:
Peter Kofer
Mauerstr. 7
D-14641 Nauen, Deutschland
Erstausgabe 2008
Copyright für die deutsche Ausgabe und zentrale Verteilung
Kloster des Hl. Evangelisten Johannes des Theologen
Souroti, GR-57006 Vasilikä
Tel. 0030/23960-41.320 Fax 0030/23960-41.594
INHALT
Kurzbiographie von Altvater Paissios………………………………..   9
Vorwort………………………………………………………………………… 11
Brief in Form eines Testaments……………………………………….  14
1.Brief-An die Anfänger………………………………………   21
- DIE BERUFUNG DES MÖNCHS…………………………………  27
- VORBEREITUNG IN DER WELT……………………………….  35
Über die Bewahrung der seelischen und körperlichen
Reinheit………………………………………………………………….  36
Geistige Lektüre………………………………………………………….  38
Vorbereitung der Eltern und Geschwister………………………..  42
Familiäre Verpflichtungen……………………………………………  44
- AUSZUG AUS DER WELT…………………………………………  49
Die Wahl des Klosters…………………………………………………..   51
Mönchtum und weltliche Gesinnung……………………………..  58
- ANFANG DES MÖNCHSLEBENS………………………………  63
Gehorsam………………………………………………………………….. 65
Kontakte mit Besuchern und mit den Brüdern…………………. 67
Gute Nutzung der Mönchszelle………………………………………   72
Wachsamkeit ausserhalb der Zelle………………………………….  73
Ununterbrochenes Gebet und Selbsterkenntnis……………….. 74
Geistige Lektüre…………………………………………………………. 79
Askese………………………………………………………………………. 84
Fasten mit Unterscheidung…………………………………………..  87
Grosse Metanien………………………………………………………… 92
Schlaf mit Unterscheidung……………………………………………  93
Wachsamkeit im geistigen Kampf…………………………………..  95
Geistige Freude…………………………………………………………… 98
Umkehr zu Gott…………………………………………………………… 100
2. Brief- Kieine Segensgabe -von ein paar Nüssen  103
MÖNCHTUM …………………………………………………………..  107
LIEBE ………………………………………………………………………  121
DEMUT ……………………………………………………………………   130
GEBET …………………………………………………………………….  134
THEOLOGIE …………………………………………………………… 145
VÄTER DER KIRCHE ……………………………………………..   150
HOCHMUT …………………………………………………………….. 156
PRÜFUNGEN ………………………………………………………….. 162
HEILIGKEIT …………………………………………………………… 166
UNTERSCHEIDUNG ………………………………………………  170
3. (Brief- geistige Jfeiffträuter ……………………………………. 183
4. (Brief- ‘Eine Jfandvott Erfahrung, geröstet im Teuerofen der (Prüfungen
5. (Brief- „Ober die Jungfräulichkeit und die Liebe ………….  223
6. (Brief- Sefigpreisungen ……………………………………………. 253
Glossar ………………………………………………………………….. 263
Verzeichnis der Schriftzitate ………………………………………  267
Stichwortregister …..     269
Kurzbiographie von Allvater Paissios
(1924-1994)
Der  selige Altvater Paissios der Agiorit*1, mit bürgerlichem JLx Namen  Arsenios Eznepidis, wurde am 25. Juli 1924 in Färassa in Kappadokien  geboren. Der hl. Arsenios der Kappa-dokier (t 10.11.1924, Fest 10.  November), Priester von Färassa, taufte das Knäblein und gab ihm seinen  eigenen Namen, mit der Prophezeiung, dass er einen Mönch hinterlasse an  seiner Stelle. Wenige Tage später musste wie die ganze griechische  Bevölkerung Kleinasiens auch die Familie Eznepidis, gemäss den  Bestimmungen des Vertrags von Lausanne, ihre Heimat verlassen und nach  Griechenland auswandern. Sie liess sich in Konitsa in Epiros nieder, wo  der kleine Arsenios aufwuchs.
Von  zartester Kindheit an war er beseelt von einer brennenden Liebe zu  Christus und wollte Mönch werden. Seine geistige Nahrung waren die Leben  der Heiligen, deren asketische Grosstaten er mit ungewöhnlichem Eifer  und grosser Strenge nachzuahmen suchte. Nach Abschluss der Grundschule  erlernte er den Beruf des Zimmermanns, um auch in dieser Hinsicht  Christus nachzufolgen. 1947 wurde er zum Militärdienst eingezogen.  Während jener schweren Zeit des griechischen Bürgerkriegs diente er als  Funker in den Übermittlungstruppen und zeichnete sich aus durch seinen  grossen Mut und seine Opferbereitschaft.
1950, als er seine Pflicht gegenüber dem Vaterland erfüllt hatte, ging er auf den Heiligen Berg Athos, wo er Mönch wurde
1. Sternchen verweisen auf das Glossar am Ende des Buches.
unter  dem Namen Paissios. Fast 35 Jahre lebte er im Garten der Panagia*,  vorübergehend auch im Kloster der Geburt der Gottesmutter in Stömio bei  Könitsa (1958-1962) sowie auf dem Berg Sinai (1962-1964).
Schon  vor seinem Eintritt in den Mönchsstand wurde der künftige Altvater mit  Erfahrungen des Göttlichen beschenkt. Nach der Tonsur empfing er von  Gott grosse Charismen und erlebte viele wunderbare Dinge. Er selbst  bemühte sich sehr, seinen geistigen Schatz zu verbergen, doch die Gnade  Gottes, die ihn mit manchen übernatürlichen Gaben geschmückt hatte,  insbesondere jenen der Heilung, der Hellsichtigkeit und der  Unterscheidung, offenbarte ihn der Welt. Ab 1979, als er sich im  Kellion* Panagouda niederliess, strömten von allen Seiten Tausende von  leidenden Menschen zu ihm, um seinen Rat und seine Fürbitten zu  erlangen. Und der Altvater empfing sie unermüdlich alle, tröstete sie,  heilte sie, befriedete Seele und Leib.
Altvater  Paissios ist der Gründer des Hesychastirions des Heiligen Evangelisten  Johannes des Theologen in Souroti – dem er die Reliquien seines Vaters  in Christus, des hl. Arsenios des Kappadokiers, anvertraute – und war 28  Jahre lang (1967-1994) geistiger Vater der Schwesternschaft. Er  entschlief im Herrn am 12. Juli 1994 im Kloster von Souroti, und seinem  Wunsch ge-mäss wurde sein Leib hinter der Apsis der Kirche des Hl.  Arsenios bestattet.
Doch  wie zu seinen Lebzeiten fährt Altvater Paissios fort, der Welt  beizustehen durch seine Gebete und seine Wundertaten. Menschen aus der  ganzen Welt, jeden Standes und jeden Alters strömen täglich zu seinem  Grab, um seine Fürbitten zu erwirken oder ihm ihre Dankbarkeit  auszudrücken. Sein Segen sei mit uns!
VORWORT
Von  1967 (dem Gründungsjahr unseres Klosters) bis V 1993 bemühte sich der  selige Altvater Paissios, unser Mönchsleben fest in der Vätertradition  zu verankern, und zu diesem Zweck besuchte er uns von Zeit zu Zeit. Nach  seiner Rückkehr auf den Athos pflegte er uns Briefe zu schreiben,  gerichtet entweder an einzelne Schwestern oder an die Gemeinschaft als  ganze. Darin beantwortete er unsere Fragen über gewisse geistige  Themen, half uns, die Schwierigkeiten des Gemeinschaftslebens in der  richtigen Weise anzugehen, und tadelte, wenn es sich als nötig erwies  und stets mit Takt – nach dem Leitsatz „beschneiden, nicht verstümmeln“  -, was nicht zum Mönchsleben passte. Diese Briefe waren und sind nach  wie vor ein wahrer geistiger Genuss und stärken uns in unserem  mönchischen Kampf.
Da  der Altvater den geistigen Nutzen sah, den uns ihre Lektüre brachte,  gab er uns einige Monate vor seiner Entschlafung den Segen, sechs  dieser Briefe zur Veröffentlichung bereitzumachen, und ersuchte uns,  denselben den handschriftlichen „Brief in Form eines Testaments“  beizufügen, den er am 2. Februar 1988 verfasst hatte.
Den  jeweiligen Anlass zur Verfassung dieser Briefe legte der Altvater  entweder in zwei, drei einleitenden Sätzen dar oder in einer Notiz, die  er dem Brief beilegte.
Den  ersten Brief schrieb der Altvater in der Absicht, denselben an junge  Leute zu schicken, die Mönche werden wollten, aber dabei auf  Schwierigkeiten stiessen, vor allem
seitens  einiger Beichtväter, die den Sinn des Mönchtums nicht recht begriffen  hatten. Am Ende jedoch sandte er ihn nicht ab, weil er, wie er sagte, „  in Kapsäla (wo er damals als Einsiedler lebte) nicht den geistigen  Tourismus fördern wollte“, das heisst weil er nicht eine Zunahme des  Besucherstroms zu seiner Kalyva* zu bewirken wünschte. Er wollte den  Brief verbrennen, doch da es ihm leid tat um die Mühe, die er sich bei  seiner Abfassung gegeben hatte, sandte er ihn an unser Kloster, in der  Hoffnung, er möchte uns helfen in unserem täglichen geistigen Kampf. In  diesem Brief gibt der Altvater zunächst eine klare Definition des  orthodoxen Mönchtums und der Sendung des Mönchs. Sodann erteilt er den  Jungen, die sich für den monastischen Weg entschlossen haben, sowie den  Novizen praktische Ratschläge, die für alle Mönche nützlich sind.
Den  zweiten Brief schrieb der Altvater anlässlich des Festes des Einzugs  der Gottesmutter in den Tempel und sandte ihn an uns als „kleine  Segensgabe“ – als Geschenk -, ist dieser Tag doch im Besonderen das Fest  jener, die sich Gott geweiht haben. Obwohl er schreibt, „ die  Segensgabe dient nicht zur Sättigung, “ findet man beim Lesen dieses  Briefes, der eine kleine Abhandlung über das Mönchsleben ist, reiche  geistige Nahrung.
Mit  dem dritten Brief, geschrieben in Form von Fragen und Antworten,  beantwortet der Altvater die Briefe von Schwestern des Klosters. Er  bezeichnete seine Epistel als „geistige Heilkräuter“, denn er  betrachtete die Ratschläge, die er gab, als Heilmittel gegen die  Leidenschaften.
Zum  vierten Brief wurde der Altvater angeregt von der grossen Liebe der  Myrrheträgerinnen für Christus sowie von ihrer Mannhaftigkeit. Er  schickte ihn an uns, damit wir kämpfen und die Kraft, die der weiblichen  Natur innewohnt, positiv nutzen und nicht vergeuden möchten. Er  unterstreicht, dass der Mönch sich schützen muss vor weltlichen  Strömungen, und behandelt gewisse Dinge, die sowohl die in der Welt  Lebenden als auch die Mönche betreffen.
Der fünfte Brief besteht aus „ einigen Seiten über die Liebe
und  die Jungfräulichkeit“. Mit diesen wendet sich der Altvater gegen den  verblendeten philosophischen Geist sowie gegen den häretischen  westlichen Geist, der leider auch in der Kirche Einzug gehalten hat,  und hilft uns zu begreifen, „was das heisst: Gnade Gottes“, damit wir  dieser den Vorrang geben und nicht dem unerleuchteten Intellekt.
Der  sechste Brief schliesslich ist ein Ausbruch der Dankbarkeit gegen Gott,  Der uns in Seiner grossen Liebe auf mancherlei Arten besucht. In 20  kurzen Apophthegmen (Sprüchen) zeigt der Altvater, welcher in Wahrheit  der „selige“ Mensch ist.
Die  im vorliegenden Band gesammelten Texte haben zwar die Form von Briefen,  doch ihr tiefer und reicher Sinn und die grossen theologischen  Wahrheiten, die sie enthalten, machen deutlich, dass sie mit göttlicher  Erleuchtung geschrieben wurden. Über den zweiten Brief im Besonderen  sagte der Altvater, dass er ihn in einem einzigen Zug geschrieben habe,  denn die göttlichen Gedanken seien in seinen Sinn gekommen wie  „Windstösse“ des Heiligen Geistes. Und er fügte hinzu: „Das Wort Gottes  wird geboren, nicht gemacht. „
Um  den Zugang zum reichen Inhalt dieses Buches zu erleichtern, haben wir  dem Text einige erklärende Fussnoten beigefügt, ausserdem ein  Verzeichnis der Zitate aus der Heiligen Schrift sowie ein  Stichwortregister.
Möge  der Gute Gott durch die Gebete des seligen Altvaters unseren Willen  stärken, damit wir unseren geistigen Kampf mit Hochherzigkeit führen,  sodass das Wort des Altvaters Frucht trägt und wir alle des „süssen  Paradieses“ für würdig erachtet werden. Amen.
Am Fest der Heiligen
Apostel Petrus und Paulus 2001
Die Äbtissin des Hl. Hesychastirions,
Mönchin Philothei und meine Schwestern in Christus
IC XC
NI KA
Brief in Form eines Testaments
an das Hl. Hesychastirion
des Evangelisten Johannes
in Souroti
Am  heutigen Tag, dem 2. Februar 1988, Fest der Heiligen Begegnung, schien  es mir gut, diesen Brief zu schreiben und an die Gemeinschaft von  Gerontissa Philothei des Hl. Hesychastirions des Evangelisten Johannes  in Souroti zu senden, als eine Art Urkunde oder Testament, denn ich  weiss nicht, wann ich sterben werde, und ich möchte nicht, dass es nach  meinem Tod Probleme gibt.
1.  Dem Hl. Hesychastirion des Evangelisten Johannes in Souroti, das  heisst der Gemeinschaft von Gerontissa Philothei, gehören die Heiligen  Reliquien des Gottgeweihten Arsenios des Kappadokiers sowie die Rechte  zur Wiederausgabe der beiden Bücher, die ich geschrieben habe: „ O Patir  Arsenios o Kappa-dökis “ und „ O Geron Chatsi-Georgis o Athonitis „.
2.  Dasselbe Hesychastirion des Evangelisten Johannes in Souroti hat das  Recht zur Herausgabe aller nichtveröffentlichten Hefte, die ich habe,  oder Briefe, die ich von Zeit zu Zeit sandte, oder Notizen, die die  Schwestern machten von Zusammenkünften, die wir hatten. Für alle diese  unveröffentlichten Schriften von 1967 bis zu diesem Jahr 1988 und von da  an bis zu meinem Tod hat nur die Gemeinschaft von Gerontissa Philothei,  die im
Hl.  Hesychastirion des Evangelisten Johannes in Souroti wohnt, die oben  erwähnten Rechte. Die anderen Schwestern, die mit Papa Polykarpos nach  Alexandroüpolis gegangen sind, haben keine Rechte, denn sie hörten nicht  auf meinen Rat und haben, wie es scheint, keine Hilfe gewonnen aus all  den Weisungen, die ich ihnen über so lange Jahre hinweg gab. Deshalb  kann ich inskünftig nur beten, damit Christus ihnen helfe. Amen.
Am  heutigen Tag deshalb, Fest der Heiligen Begegnung Christi, in Gegenwart  der unterzeichnenden Väter und in der unsichtbaren Gegenwart Christi,  schreibe und sende ich diesen meinen Brief und bitte darum, dass man ihn  respektiert und dass man sich hält an das, was ich darin geschrieben  habe, und bete dafür, dass ihr am Tag des Gerichtes Gottes des guten  Zeugnisses und des ewigen Reiches Christi würdig erfunden werden  möchtet.
Amen.
Mit viel Liebe in Christus, Mönch Paissios
Heiliger Berg, Kellion Panagoüda des Klosters Koutloumousiou
Die Väter, die hiervon Zeugen sind:
1. Priestermönch Paissios
2. Priestermönch Arsenios
3. Mönch Isaias
Brief-An die Anfänger
Kalyva Timiou Stavroü, 19. März 1973
Schwester Gerontissa Philothei, gebt den Segen.
Diesen  Heft-Brief1 schrieb ich ursprünglich, um \Ls ihn einigen Jungen von  Athen zu schicken, die Mönche werden wollen und die mich immer wieder  um Hilfe baten. Denn ganz  abgesehen von den Schwierigkeiten, die ihnen die beklagenswerte  weltliche Umgebung und die weltliche Gesinnung ihrer Eltern  bereiteten, fügten ihnen noch grösseren Schaden gewisse Beichtväter zu,  Priesternichtmönche2 voller protestantischer Ideen, die auch jede  Absonderlichkeit gewisser modernistischer Klöster und Mönche unserer  Zeit ausschöpfen. Am Ende aber schickte ich ihn nicht ab, und einer der ernstesten Gründe dafür war der, dass ich in Kapsäla3 nicht den geistigen Tourismus4 fördern wollte.
Ich  ging schon hin, um ihn zu verbrennen, doch dann tat er mir leid, weil  ich mich drei Tage lang gemüht hatte mit Schreiben und weil ich darin  auch einige Dinge sah, die den Schwestern vielleicht helfen können in  ihrem täglichen Kampf.
Ich  glaube, dass ihr mich versteht und mir die „Entstaubung“ nicht  übelnehmen werdet, die ich darin vornehme, denn ich musste darlegen,  was das orthodoxe Mönchtum in Wirklichkeit ist, damit jene ihre  Erbärmlichkeit einsehen und sich schämen und inskünftig aufhören,  protestantischen Unsinn zu reden.
Freut euch
Euer Bruder, Mönch Paissios
1. Da der Brief viele Blätter umfasste, machte der Altvater daraus ein Heft.
2.  Wortschöpfung des Altvaters zur Charakterisierung der negativen  Haltung von Priestermönchen, die in der Welt leben und das Mönchtum  bekämpfen.
3. Gegend  der Athos-Halbinsel, in der Nähe des Klosters Stavroniklta, wo sich die  Kalyva Timiou Stavroü (Hütte d. Kostbaren Kreuzes) befindet. In dieser  Einsiedelei lebte der Geronta von 1969 bis 1979.
4.  Mit dieser Redewendung spielt der Altvater an auf die Vorliebe  gewisser Gläubigen, Klöster und geistige Väter aufzusuchen, ohne die  Bereitschaft, den geistigen Rat, den sie von ihnen empfangen, in die Tat  umzusetzen.
Erste Woche der Heiligen 
und Grossen Fastenzeit 1973
„Ehre dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist…“
Bevor  meine bäuerische Hand anfängt mit Schreiben, ist es gut, dass ich alle  frommen Leser um Vergebung bitte dafür, dass ich Ungebildeter zu  schreiben wage, zumal ich die griechische Sprache nicht allzu gut kenne.  Was ich tue, zeigt  möglicherweise, dass etwas nicht in Ordnung ist, doch leider weiss ich  nicht was. Mein Gedanke sagt mir, dass ich schreibe aus Mitleid mit den  Jungmönchen*, doch wer weiss, ob die Ursache nicht mein heimlicher  grosser Egoismus ist, den ich aus eigener Kraft bisher nicht zu erkennen  vermochte? Deshalb bitte ich euch, betet für mich, wenn letzteres  zutrifft, damit Gott Sich meiner erbarme.
Es  ist allerdings wahr, dass ich Mitleid und Sorge empfinde für die  Jungmönche, denn auch ich plagte mich sehr als Anfänger, bis ich fand,  wonach mich verlangte. Natürlich  war niemand schuld an dieser Plackerei ausser meinen vielen Sünden  (damit ich einige davon abzahle), und zudem meinem Dörflertum, welches  die zweite Ursache war von meiner Plage, insofern ich mich jedwelchem anvertraute, den ich fand. Ich  danke Gott sehr für alles, denn alles brachte mir grossen Nutzen.  Abgesehen davon, dass mich diese Schläge vom Rost meines alten Menschen  befreiten und mir Erfahrung gaben, erweichten sie auch mein hartes Herz,  und deshalb bete ich mit Schmerzen für die Anfänger, damit sie gleich  zu Beginn die geeigneten Bedingungen finden möchten und sich  entsprechend ihrer Berufung entfalten können.
Einer  der ernstesten Gründe dafür, dass sich die Anfänger plagen, ist der,  dass sie keine geeigneten Altväter finden, die ihnen helfen können, denn  die meisten von uns sind leider bloss alt und nicht Altväter. Dazu  kommt natürlich, dass die Kriterien des Anfängers kindlich sind, weshalb  er daneben trifft.
So  lässt sich ein Anfänger zum Beispiel unmittelbar beeindrucken von einem  Mönch, den er ausgemergelt sieht, sodass er ihn als grossen Asketen  betrachtet, oder von einem, der einen langen oder schneeweissen Bart  hat, sodass er ihm sehr ehrwürdig vorkommt. Auf Grund dieser Kriterien  vertraut er sich demselben sogleich an, und nachdem er auf geradem Weg  ausgezogen war, schreitet er auf krummem weiter. Nachdem er dem  stürmischen Meer der Welt entronnen ist und den Hafen erreicht hat,  besteigt er oft, aus Mangel an Unterscheidung, ein ramponiertes Schiff  und geht unter, oder er vertraut sich einem unerfahrenen Kapitän an,  der ihn in tiefen Wassern ertrinken lässt.
Vergebt  mir meine harten Worte und jedes noch härtere Wort, das ihr im  Weiteren lesen werdet, und auch jede Taktlosigkeit meinerseits, die  wahrscheinlich vorhanden ist, denn solches sieht man nicht leicht von  sich aus, während die anderen es von aussen meist deutlicher sehen.
Auch  möchte ich euch bitten, darum zu beten, dass Gott sich meiner erbarme,  damit ich in den Stand komme, einiges von dem, was ich anführen werde,  selbst zu leben, denn bisher kenne ich es nur vom Hörensagen. Möge  Gott mich stärken, damit ich einen Anfang mache, denn leider gehöre ich  noch zur Klasse der Alten und nicht zu jener der Altväter. Doch ich  verliere meine Hoffnung nicht, denn ich habe viele Bekannte, die für  mich beten, und der Gute Gott wird mir helfen um ihrer Gebete willen.
DIE BERUFUNG DES MÖNCHS
Bevor  ich zuhanden der Jungmönche meine geringen Erfahrungen darlege, möchte  ich ihnen einige Ratschläge geben, um ihnen zu helfen, solange sie, aus  diesem oder jenem Grund, noch in der Welt sind, denn vielleicht kann sie  diese kleine Hilfe stärken für ihren ganzen weiteren Weg im  Mönchsleben.
Der  grundlegende Punkt für den Anfänger ist, dass er, während er noch in  der Welt weilt, einen Beichtvater findet, der das Mönchtum liebt, denn  die meisten Beichtväter unserer Zeit sind Monachomachen („Bekämpfer der  Mönche“). Sie bekriegen das Mönchtum auf mancherlei Weisen und führen  dagegen sogar Kirchenväter wie den Grossen Basilios und seine Basilidda1  ins Feld, die Öffentlichkeitsarbeit usw.
Ich will nicht eingehen auf das Leben des Grossen Basilios, bevor er die Basiliäda gründete. Bloss  meinen Gedanken möchte ich äussern darüber, was der Grosse Basilios tun  würde, wenn er in unserer Zeit lebte. Ich bin der Ansicht, dass er  wieder in seine Höhle und zu seiner Gebetsschnur zurückkehren würde, im  Angesicht der Tatsache, dass sich die Flamme der Nächstenliebe  (ausgehend von der Basiliäda und anderen Hl. Vätern) überall verbreitet  hat, nicht nur unter den Gläubigen, sondern sogar unter den Ungläubigen.  Sie alle bilden zusammen die Soziale Fürsorge, welche selbst für die  Mitglieder religiöser philanthropischer Vereine sorgt (jene, die sich  als Minderbemittelte ausweisen können). Anders gesagt, die  Sozialfürsorge ruft jeden Tag: „Heilige Väter unserer Zeit, überlasst  die Mildtätigkeit uns Laien, die wir doch etwas anderes nicht zu tun  vermögen, und kümmert euch um etwas Geistigeres.“
Leider  aber hören einige Kleriker nicht auf das, weil sie es nicht verstehen,  und was schlimmer ist, sie hindern jene, die es verstehen und sich zur  Gänze Christus hingeben wollen und intensiv den inneren Ruf zur  Weltentsagung empfinden. Nicht genug also mit dem, was der angehende  Mönch von Laien zu hören bekommt, muss er zu alledem noch einen Haufen  Dinge hören von Klerikern, die von den Mönchen in absurder Weise  verlangen, dass sie die Wildnis* verlassen und in die Welt  zurückkehren, um sich der Sozialarbeit und Philanthropie zu widmen. Es  ist gut, hier auch einige der Kränze zu erwähnen, die sie ihnen  flechten: „Faulenzer, Individualisten, Feiglinge“ usw., fühlen sie  selbst sich doch als Helden, die inmitten der sündigen Gesellschaft  kämpfen, die Mönche aber als Kleinmütige, die davonlaufen, um nur ihre  eigene Seele zu retten.
Ich  wundere mich, wie es kommt, dass sie die hohe Berufung des Mönchs nicht  verstehen können! Der Mönch zieht sich zurück aus der Welt, nicht weil  er die Welt hasst, sondern weil er die Welt liebt, und auf diese Weise  hilft er ihr mehr durch sein Gebet, in Angelegenheiten, die mit  menschlichen Mitteln nicht zu lösen sind, sondern allein durch göttliche  Intervention. So rettet Gott die Welt. Der Mönch sagt niemals: „Ich  will die Welt retten“, sondern er betet für die Rettung der ganzen Welt  und damit auch für die seinige. Wenn der Gute Gott sein Gebet erhört und  der Welt hilft, sagt er wiederum nicht: „Ich habe die Welt gerettet“,  sondern: „Gott hat es getan.“
Die  Mönche sind, kurz gesagt, die Funker2 der Kirche, unserer Mutter, und  wenn sie deshalb weit weggehen von der Welt, so tun sie das aus Liebe,  denn so weichen sie den Störsendern aus und stellen eine bessere  Verbindung her zu Gott, damit sie der Welt mehr und besser helfen  können.
Dieselbe  absurde Forderung gewisser Kleriker, die, wie schon gesagt, von den  Mönchen verlangen, dass sie in die Welt herabkommen, haben natürlich  auch einige unvernünftige Soldaten, wenn ihre Einheit in Gefahr ist. Das  heisst, sie verlangen vom Funker, dass er sein Funkgerät verlasse und  zu seinem Gewehr greife, als ob die Hinzufügung einer weiteren Flinte zu  den 200 übrigen die Situation zu retten vermöchte. Und  während sich der Funker die Kehle wund schreit, um die Verbindung  herzustellen zum Hauptquartier, indem er ständig ruft: „Hallo, Kodex,  melden, melden“ usw., glauben jene, er werfe viele unnütze Worte in den  Wind. Doch die klugen Funker  lassen sich nicht beirren, und selbst wenn man sie beschimpft, fahren  sie fort in ihrem Bemühen, bis sie die Verbindung hergestellt haben zum  Hauptquartier, das daraufhin der Truppe die grossen Mittel schickt, die  Streitkräfte der Luftwaffe, Panzertruppen, Flotte usw. So wird die  Situation gerettet, nicht durch das eine Gewehr. Dasselbe tun auch die  Mönche. Mit ihrem Gebet setzen sie göttliche Kräfte in Bewegung, statt  sich auf ihre eigenen nichtigen Kräfte zu verlassen. Und, um noch eines  beizufügen, in unserer Zeit, wo das Böse Überhand genommen hat,  benötigen wir mehr denn je das Eingreifen Gottes.
Etwas  anderes ist, wenn der Mönch aus einer zwingenden Notwendigkeit für  kürzere oder längere Zeit in der Welt weilen muss. Dann hilft er auch  mit seiner persönlichen geistigen Kraft, die Gott ihm geschenkt hat.  Doch ein solches Werk betrachtet er als Nebenbeschäftigung, als seine  Hauptarbeit aber stets das Gebet. Dasselbe gilt natürlich auch, wenn er  in seiner Zelle ist, wo er sein Handwerk als Nebenbeschäftigung  betreibt, und wenn er in seiner Nähe einen sieht, der Mangel leidet, so  hilft er ihm mit dem, was er hat. Ebenso wird er, wenn jemand mit  Problemen zu ihm kommt, alles andere liegenlassen und versuchen, ihm  auch mit menschlichen Mitteln zu helfen, soweit er kann.
Die  Bestimmung des Mönchs ist mithin nicht die Beschäftigung mit viel  Handarbeit, um Geld zu sammeln, sodass er den Armen helfen kann, denn  solches
ist  eine geistige Entgleisung, kann er doch mit Tonnen und nicht bloss mit  ein paar Kilos helfen, wenn z.B. auf Grund seines Gebets Regen fällt in  Zeiten der Dürre und die Speicher der Welt sich füllen. Denn Gott „  richtet den Elenden auf von der Erde und erhebt den Armen vom Mist“ ?  Vergessen wir nicht, was der Prophet Elias tat.4
Deshalb  gehen die Mönche nicht aus der Wildnis in die Welt, um einem Armen zu  helfen oder um einen Kranken zu besuchen im Spital und ihm einen Apfel  oder sonst irgendeine Tröstung zu bringen (dies tun gewöhnlich die  Laien, von denen Gott solches verlangt). Vielmehr beten die Mönche für  alle Kranken, damit sie ihre zweifache Gesundheit, die geistige und die  leibliche, empfangen möchten, und der Gute Gott erbarmt Sich Seiner  Geschöpfe und hilft, damit sie gesund werden und auch anderen helfen,  indem sie sich mühen wie gute Christen.
Noch  auch besuchen die Mönche Gefangene, denn sie selbst sind freiwillig  Gefangene ihrer selbstlosen, hochherzigen* Liebe zu Christus, ihrem  Wohltäter und Erlöser. Und Christus giesst Seine Liebe in Fülle aus über  diese Seine hochherzigen Kinder, die Mönche, und durch die Gegenwart  und die Liebe Christi wird die Burg (das Kloster) zum Paradies. Jene  ganze paradiesische Freude, die die Mönche empfinden, bitten sie  Christus auch all den gefangenen Brüdern zu schenken, die sich in den  Gefängnissen der Welt befinden. Und der Gute Gott, bewegt von der Liebe Seiner guten Kinder, verbreitet Tröstung über die Gefangenen, und oftmals befreit Er sie auch.
Ausser  diesen Gefangenen helfen die Mönche noch anderen, die ernstlicher und  auf ewig gefangen sind, nicht nur zehn oder zwanzig Jahre, und die auch  grösserer Hilfe bedürfen. Das sind unsere entschlafenen und des  Gerichtes harrenden Brüder, die die Mönche auf ihre Weise besuchen und  denen sie viele geistige Erfrischungen bringen. Der Gute Gott hilft den  Entschlafenen und lässt dies die Mönche wissen durch die  unaussprechliche Freude, mit der Er sie nach ihrem schmerzlichen Gebet  für unsere entschlafenen Brüder erfüllt, als wollte Er sagen: „Seid  nicht betrübt, meine Kinder, auch den Entschlafenen habe Ich geholfen.“
Da  mag einer fragen: „Müssen wir denn Gott bitten, damit Er hilft?“  Gewiss müssen wir Ihn bitten. Gott ist sehr bewegt, wenn wir für unseren  Nächsten Schmerz leiden und Ihn bitten, Er möchte diesem helfen, denn  so kann Gott eingreifen, ohne unseren freien Willen zu verletzen. Hier  sieht man auch den grossen geistigen Edelmut* Gottes, Der selbst dem  Teufel keinen Vorwand gibt, zu protestieren. Deshalb will Er, dass wir  Ihn bitten, damit Er eingreifen kann – und Er will ohne Verzug  eingreifen, um Seinem Geschöpf zu helfen. Natürlich kann Gott, wenn Er  will, den Teufel heute schon aufwickeln und in die Hölle werfen, doch Er  lässt ihn uns zu unserem Wohl, denn indem uns jener ausklopft mit  seiner Bosheit, treibt er auch allen Staub aus uns heraus.
Mit  all diesen Dingen, die ich angeführt habe und weiter unten noch  anführe, will ich die hohe Berufung des Mönchs unterstreichen, die etwas  weit Ernsthafteres
ist  als die menschliche Philanthropie. Denn noch bevor einer Mönch  geworden ist, hat er die entsprechende Philanthropie vollstreckt, indem  er, wie es Christus dem jungen Manne riet,5 alle seine Habe weggegeben  und überdies sich selbst zur Gänze dem Herrn übergeben hat. So geniesst  er jetzt, als Sein Kind (als besitzloser Mönch), Anteil an dem, was  Gottes ist, und bittet seinen barmherzigen Vater um alles, was er will,  und der Vater gewährt es in der Fülle Seiner Barmherzigkeit, sofern es  nicht zum Schaden Seiner notleidenden Kinder ist.
Wie  gesagt, hört ein angehender Mönch Vieles seitens gewisser Kleriker,  aber auch von Laien, die versuchen, ihm die Erhabenheit des Mönchtums  auszureden. Abgesehen von jenen Dingen, von denen auch nur zu reden  schändlich ist (und von denen ernsthafte Menschen nicht reden), sagen  sie, der Mönch sei ein abgestorbenes Wesen, da er keine Kinder habe,  usw.
Ich  will nicht untersuchen, ob jene, die solches sagen, selbst Kinder  haben, denn dies ist ja der Zweck der Ehe, und dann hat ihr Leben auch  einen Sinn. Der Mönch aber hat eine andere Berufung, die  Jungfräulichkeit, die „andere Lebensart“.6 Doch auch jene, die Kinder  haben, möchte ich fragen: „Habt ihr ihnen geholfen, sich das Paradies zu  sichern, oder habt ihr ihnen nur materiell geholfen?“ Was folgt daraus?  Die Mönche, die  sich um die Rettung der Seelen der Menschen kümmern, sind bessere Väter  als die leiblichen und haben mehr Kinder als der kinderreichste Vater,  denn sie betrachten alle Menschengeschöpfe  Gottes als ihre Kinder und Brüder und beten mit Schmerzen dafür, dass  alle Menschen unsere gemeinsame Bestimmung erreichen, nämlich Gott.
Da  es einigen Leuten schwer fällt, die geistige Wiedergeburt zu begreifen,  zu denen die Mönche den Menschen verhelfen, will ich vorerst darlegen,  wie sie auch zur leiblichen Kinderzeugung beitragen. Während sie selbst  in Keuschheit leben, und dies sogar in ihren Gedanken, befreien sie  durch den Freimut, den sie vor Gott haben, viele Mütter von der  Unfruchtbarkeit, nicht nur solange sie auf Erden leben, sondern auch  nach ihrem Hingang. Noch wenn sie gestorben sind also, bringen die  Mönche Kinder zu Welt, sofern sie Heilige sind.
Natürlich  helfen die Mönche nicht, indem sie vom Ambon aus das Evangelium  predigen, um Kleine und Grosse zu erleuchten, denn die Mönche leben das  Evangelium. So wird das Evangelium verkündet mit dem wirksameren  Mittel des Beispiels, etwas, wonach die Welt dürstet, besonders  heutzutage. Da in unserer Zeit alle mehr oder weniger gebildet sind,  können sie auch grosse Wahrheiten sagen – jene, von denen sie gelesen  haben -, allerdings ohne dass dieselben irgendeinen Bezug hätten zum  Leben der Mehrzahl der Amboniten, die fortwährend die „Wehe“7 auf ihren  Häuptern sammeln.
Kurz  gesagt, die Mönche sind nicht bloss Laternen, die die Gassen der Stadt  erhellen, damit die Menschen nicht stolpern, sondern Leuchttürme auf den  Felsen in der Ferne, die mit ihrem Lichtglanz den Schiffen auf dem  Weltmeer die Richtung weisen, damit sie ihr Ziel erreichen.
Deshalb  dürfen selbst die Eltern ihre Kinder nicht hindern, wenn Gott sie ruft  durch ihren inneren Drang, Mönche (d.h. Funker der Kirche) zu werden,  denn die Berufung des Mönchs ist überaus erhaben und ungleich höher als  das, was die Eltern selbst Gott darbringen durch ihre eigene Berufung. Die  Laien gehen regelmässig zur Kirche und bringen ein Kerzlein oder eine  Opferkerze dar, der Mönch aber durchwacht alle seine Nächte in der  Kirche und hat Christus sein ganzes Wesen dargebracht. Er brennt von  Liebe zu Ihm, verherrlicht Ihn und dankt Ihm für sich selbst und für die  ganze Welt.
Ich  kann nicht verstehen, warum gewisse Kleriker und Laien das Mönchtum  bekämpfen! In der Armee werden die Übermittlungstruppen als  lebenswichtige Ader des gesamten Heereskörpers gesehen, und als solche  gilt in unserer Kirche auch das Mönchtum. Deshalb möchte ich wissen:  Jene gesegneten Leute, die das Mönchtum bekämpfen – zu welcher Kirche  gehören sie?
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1.  Die Basiliäda war eine grosse Wohltätigkeitseinrichtung, „Stadt der  Nächstenliebe“ genannt, die der hl. Basilios in der Nähe von Cäsarea  gegründet hatte, mit Kirche, Spitälern, Lepra-Station, Schule usw., und  die später nach ihm benannt wurde.
2.  Während des Partisanenkriegs (d.h. des griechischen Bürgerkriegs  1945-1949) diente der Altvater dreieinhalb Jahre lang als Funker in der  Armee. Er benutzte oft Beispiele aus diesen Kriegserfahrungen und  sprach über den geistigen Kampf metaphorisch in Begriffen der  Militärsprache, besonders der Übermittlungstruppen.
3. 1Kön 2,8 (nach LXX; nach Masoretenbibel ISam 2,8) und ps 112,7.
4. 3Kön 17,9 ff (nach LXX; nach Masoretenbibel IKön 17,9).
5. Siehe Mt 19,21; Mk 10,21 und Lk 18,22.
6. Siehe 7. Ode des Pascha-Kanons, 2. Strophe.
7. Siehe Mt 23,13 ff und Lk 11,42 ff.
AUSZUG AUS DER WELT
Kommt  schliesslich die gesegnete Stunde, da du die Welt verlassen wirst, um  Mönch zu werden, prüfe zuallererst dich selbst, ob dein Herz ganz ist  oder ob dir irgendwer ein Stückchen davon genommen hat. Erkühne dich  nicht, mein Bruder, ins Kloster zu gehen, bevor du dein ganzes Herz bei  dir hast, denn du wirst scheitern. Hast du gefühlsmässig auch nur ein  Tausendstel davon einer anderen Person geschenkt, wird dir der Teufel  später zu schaffen machen. Er wird sich in diesem einen Tausendstel  deines Herzens verschanzen und dich bekämpfen, einmal mit dem Fleisch,  ein andermal mit Gedanken, dann mit allen beiden, und das Schlimmste  ist, dass er es schliesslich ganz beherrschen wird, wenn du Mönch  geworden bist, sodass du zwischen „Charybdis und Scylla“ sein wirst.
Dass  einer vom Fleisch angefochten wird, ist an sich kein Hindernis dafür,  dass er Mönch wird, vorausgesetzt, dass er nicht an die Ehe gedacht hat  oder, wenn er je daran gedacht hat, die Kette der Ehe seit vielen  Jahren zerbrochen und sein Herz zur Gänze zurückgewonnen hat.
Eine  Seele, die auf Grund der kräftigen körperlichen Konstitution intensiver  bekämpft wird vom Fleisch, muss natürlich auch mehr kämpfen, um  dasselbe zu be zähmen,  und wer mehr kämpft, empfängt von Gott unzweifelhaft auch mehr Lohn,  vorausgesetzt, dass er sein bescheidenes Fasten mit Demut durchsteht und  seine Nachtwachen mit Gebet. Dann gewährt der Gute Gott allezeit Seine  Hilfe und verbreitet ohne Verzug Leidenschaftslosigkeit und Frieden in  der Seele, zusammen mit Seiner Liebe und Zärtlichkeit für die Kinder,  die sich anstrengen, um Seine Gebote zu halten, und gerettet werden  wollen.
Ein  anderes ernsthaftes Thema, auf das du achten musst, bevor du ausziehst,  um Mönch zu werden, ist dies – dass du die Deinigen und alle ihre  Probleme Gott anvertraust, damit du im Kloster in Frieden bist und  damit deine Eltern den ganzen Segen Gottes haben, hienieden ebenso wie  im künftigen Leben (da du ja mit dem Segen deines Beichtvaters  weggehst). Dein absolutes Gottvertrauen bedeutet fortwährendes Gebet  für sie. Folglich besteht kein Grund, dass du weiterhin an die Deinigen  denkst, noch auch dass du für sie betest, denn zusammen mit dir selbst  hast du auch all das Gott übergeben.
Tust  du das, mein Bruder, wird dir das sehr helfen, die allumfassende Liebe  zu erwerben, das heisst jene Art von Liebe, die Gott hat. Indem du die  kleine Liebe deiner kleinen Familie hinter dir lässt, gehst du nach und  nach ein in die grosse Familie, die Kirche, und erlangst so die grosse,  alle einschliessende Liebe, sodass du alle Menschen gleicherweise  liebst. Den einen gegenüber wird sich deine Liebe ausdrücken mit Freude,  anderen gegenüber mit deinem Schmerz. Alle wirst du als deine Brüder  betrachten, denn alle sind wir Kinder Evas (der grossen
Familie Adams, der Gottes ist20).  Dann wirst du auch in deinem Gebet sagen: „Mein Gott, hilf der Reihe  nach zuerst denjenigen, die Deiner Hilfe am meisten bedürfen, sei es  unter unseren lebenden Brüder, sei es unter den entschlafenen.“ Dann  wird sich dein Herz an alle austeilen in der ganzen Welt, und du selbst  wirst nichts mehr haben ausser der grossen Liebe, die Christus ist.
Die Wahl des Klosters
Nachdem du endgültig aufgebrochen bist, um Mönch zu werden, und deine Heimat „hier“21  hinter dir gelassen hast, sieh zu, damit du dich nicht sogleich  begeisterst für Personen und Dinge des ersten Klosters, auf das du  stösst, und ohne Verzug in die Gemeinschaft eintrittst.
Suche  zuerst zu erfahren, welches die geistigsten Klöster sind, und nimm  Kontakt auf mit Altvätern, damit sie dich beraten. Notiere dir zwei,  drei dieser Klöster, der geistigsten, und nachdem du sie besuchst hast,  einfach so, als Pilger, schreib deine Eindrücke nieder, die du in jedem  Kloster gewonnen hast. Danach prüfe, welches von allen die besten  geistigen Voraussetzungen bietet. Dann erst geh und tritt in die  Gemeinschaft ein. Deine Notizen über die besuchten Klöster bewahre auf,  bis du dich stabilisiert hast, denn es ist zu erwarten, dass dir der  Widersacher die anderen Klöster in Erinnerung rufen wird, um dich  wegzutreiben und dich zum rastlosen Umherwandern zu bewegen. So wirst du  Material haben, um ihn seinerseits zu bekämpfen mit den „Pro“ deines Klosters und den „Kontra“ der anderen, die in der Mehrzahl waren.
Auf  diese Weise also (als blosser Pilger am Anfang) suche den Ort und die  Art des Mönchslebens herauszufinden, die dir zusagen – Koinobion (Gemeinschaftskloster)*, Hesychastirion*, Kellion usw.  Wenn ich „Hesy-chastirion“ sage, meine ich nicht jene in der Welt,  sondern jene des Heiligen Bergs, wo ein oder zwei Asketen zusammen in  einer Kalyva* wohnen. Die meisten Kalyven haben keine eigene Kirche.
Die  Hesychastirien in der Welt sind ihrem Wesen nach Gemeinschaftsklöster,  doch einige gottesfürchti-ge Hierarchen anerkennen sie als  Hesychastirien22 und sichern sie damit ab gegen die  Übergriffe gewisser Bischöfe, die sich gern in innerklösterliche  Angelegenheiten einmischen wie die „guten Schwiegermütter“ und Probleme  schaffen, obwohl die Gesegneten doch so viele andere Dinge zu tun  haben in ihrer Metropolie. Diese Hesychastirien also sind  Gemeinschaftsklöster, doch dadurch, dass man sie als Hesychastirien  anerkennt, haben sie Ruhe vor einer gewissen Art von Bischöfen.
Wenn  du von schwächlicher Gesundheit bist, achte bei der Wahl deines  Klosters auch auf das Klima. Die nördlichen und sonnigen Orte sind immer  gesund, ebenso die Orte mit wenig Vegetation. Wo du gute Besonnung,  weisses Gestein und niedere Steineichen siehst, ist das Klima vorzüglich  und das Wasser sehr gut. Wo aber dunkles Gestein und Erdbeerbäume  vorherrschen, da ist Feuchtigkeit, es sei denn, das Kloster liege an  einem Hang und sei gut besonnt. Die sonnenlosen Schluchten, selbst  wenn sie Fichten haben, sind ebenfalls feucht. Auch dort, wo  Kastanienbäume sind, ist viel Feuchtigkeit vorhanden, es sei denn, sie  stehen weit auseinander und an einem Sonnenhang.
Gewiss  ist es gut, auf das Klima des Klosters zu achten, wenn einer kränklich  ist und keine grosse Selbstverleugnung besitzt, damit er sich nicht im  Nachhinein beklagt oder vielleicht sogar das Kloster wechseln muss.  Doch wenn er anfänglich nicht achtete auf diesen Punkt und sich in einem  etwas ungesunden Klima findet, ist es für ihn besser, ein wenig  nachzugeben in seiner Askese als seine Bettdecken abzunutzen durch  vieles Kranksein und die anderen zu nötigen, ihre Schuhe abzunutzen mit  vielen Krankenbesuchen, und ihnen Auslagen und Kummer zu verursachen.
Wenn  du danebentriffst, mein Bruder, und in ein Gemeinschaftskloster  eintrittst, das an einem mehr oder weniger feuchten Ort liegt, wird im  Grunde nur dein Fleisch Schaden nehmen. Worauf du weit mehr achten  musst, ist, ob das allgemeine geistige Klima des Klosters gesund ist,  damit nicht deine Seele Schaden nimmt. Dies ist vor allem dann wichtig,  wenn du selbst in geistiger Hinsicht ein wenig kränklich bist. Wenn ich  sage „in geistiger Hinsicht kränklich“, meine ich nicht bloss die  kleinen oder grossen fleischlichen Schwächen, sondern auch deinen  kränklichen Kopf. Das heisst, wenn ein Mensch von seinem Wesen her  argwöhnisch ist, denkt er immerzu Böses, und selbst die reinen Dinge  verkehrt er ins Böse (weltlich Gesinnte betrachten solche Menschen zwar  als klug, als schlau wie der Teufel, doch eben deshalb, weil sie schlau  sind wie der Teufel, kränkeln sie im Geiste). Solche Menschen haben es  sehr nötig, in einer heiligen Umgebung zu sein, damit
sie  sich heiligen können. Sie benötigen sehr starke Kost, damit sie geistig  gesunden. Die Jungen hingegen, die ohne Arg sind und die geistige  Gesundheit besitzen, mit ihrer kindlichen Einfachheit und ihrer ganzen  geistigen Armut (der Demut), ähneln den kerngesunden armen Kindern, die  selbst trockenes Brot in Blut verwandeln.
Achte deshalb, wenn du geistig kränkelst, ebenso sehr auf das geistige Klima wie auf deinen geistigen Arzt, damit er dich heile.
Suche, so gut du kannst, nach einem Altvater, der:
1.  Ein geistiger Mensch ist, mit Tugenden, nicht bloss ein Lehrer, sondern  mehr noch ein Mann der Tat. Es ist gut, wenn er vom Schiffsjungen zum  Kapitän aufgestiegen ist, damit er nicht fremden Schultern das Joch  eines Mönchslebens auflädt, das er selbst nur aus Büchern kennt, und  ebenso, dass er von Natur aus grosse Liebe mit Unterscheidung besitzt,  damit er Mitleid hat mit seinen Kindern und sie nicht vorzeitig ins  Paradies schickt mit den Methoden Diokletians. Nur mit sich selbst soll  der Gerontas sehr streng sein, für die anderen aber soll er grosse Liebe  haben (nicht heuchlerische zeigen). Auch grosse Unterscheidung muss er  besitzen, denn wenn diese fehlt, wird selbst seine Liebe seinen Kindern  schaden (Liebe von der Art derjenigen, die Eli hatte23), und dann kommt Gottes Zorn sowohl über ihn selbst als auch über seine Kinder.
Sehr  hilfreich für den untergeordneten Mönch ist auch, wenn der Altvater  mindestens 18 oder 20 Jahre älter ist als er, denn das flösst dem  Untergeordneten auch eine natürliche Ehrfurcht ein.
2.  Ein einfaches Leben führt, ohne überflüssige Sorgen und weltliche  Anliegen, und in keiner Weise auf seinen eigenen Vorteil achtet (dass er  mithin geistig befreit ist), sondern auf den Vorteil der Seele des  Jün-aers und ganz allgemein auf den Vorteil unserer Mutter, der Kirche.  Dies wird dem Jünger natürlich sehr helfen, niemals dem eigenen Gedanken  zu gehorchen, der ihm sagt, er müsse in die Welt zurückkehren,  angeblich um Seelen zu retten, sondern ganz auf seinen Geronta zu  vertrauen, der ihn, falls er daran etwas Wahres sieht, selbst aussenden  wird, mit seinem Segen, um der Welt zu helfen.
3.  Ein Freund der Hesychia* und des Gebets ist, damit er dich durch das  Gebet mit Gott verbindet und du die wirkliche Freude der göttlichen  Tröstung rindest, denn diese himmlische Süsse wird deinen Geist und dein  Herz von der Welt lösen und in den Himmel versetzen. Denn wenn der  Mönch in seiner Zelle nicht durch die Liebkosungen Gottes die Süsse der  göttlichen Zärtlichkeit kostet und innig Seine Gegenwart empfindet,  wenn er nicht auch die Allheilige wie seine Mutter in seiner Zelle  anwesend spürt und zu ihr redet wie ein kleines Kind, indem er ihr bald  sein Leid klagt, bald seine Freude ausdrückt, was dann unterscheidet  die Mönche von den unglücklichen Kindern des Waisenhauses?
Deshalb  sind die oben genannten Eigenschaften des Altvaters unerlässlich. So  kann er dir helfen, vor allem am Anfang, dich zu bewahren von der  Erinnerung an die trügerischen Freuden der Welt, die in dir nur eine  zunehmende Leere bewirkt.
Sehr hilfreich ist, wenn das Kloster weit weg liegt von der Welt, von archäologischen Stätten und weltlichem
Lärm.  Auch Klöster, die wichtige Pilgerstätten sind, weichen oftmals von  ihrem eigentlichen Ziel ab, indem sie von Klöstern zu Geschäftsbetrieben  werden. Deshalb möchten einige Bischöfe sie zu Recht für sich haben,  denn die Mönche sollen die Besitzlosigkeit lieben, die sie Gott gelobt  haben. Leider aber begnügen sich diese nicht mit dem Unerlässlichen, dem  Einfachen, sowohl was sie selbst angeht, als auch was das Kloster  allgemein betrifft, sodass sie nicht Spenden der Gläubigen anzunehmen  brauchen und diese vielmehr ermutigen, unseren Brüdern, den Armen, zu  helfen, die Not leiden. Doch stattdessen, was tun sie? Sie sammeln sogar  den Schweiss der Armen und füllen das Kloster mit einem Haufen Öllampen  und Glocken, in der Meinung, auf diese Weise Gott zu verherrlichen.  Diese Art von Frömmigkeit aber ist wie jene, die viele russische  Kleriker hatten, die ungewollt Ursache wurden dafür, dass die Öllampen,  Kranzleuchter und Glocken zu Kanonen umgeschmolzen wurden, die die  Kirche Christi selbst beschossen.
Achte  darauf, mein Bruder, dass du dich nicht beeindrucken lässt von den  Dingen, die ich angeführt habe, noch auch von der weltlichen Höflichkeit  oder der weltlichen Liebe, die du vielleicht feststellen wirst, auch  nicht von weltlichen Erleichterungen, die man dir anbietet. Auch von  jedwelcher weltlichen Ordnung, die du im Kloster siehst, lass dich nicht  einnehmen, denn jede weltliche Ordnung innerhalb des Klosters bedeutet  in Wirklichkeit eine grosse Unordnung.
Deshalb  betrachte alle weltlichen Dinge im Kloster als Schlingen, die dich nach  und nach mit ihrer Angst erwürgen werden, denn wenn du einmal im  Kloster bist, kannst du sie nicht geniessen, wie du willst, und so wirst  du leiden.
Doch  selbst wenn du sie geniessen dürftest, wenn man dir die Gelegenheit  gäbe dazu, würdest du dadurch bloss die innere Leere fördern und wärst  gänzlich leer von Christus, und in deiner grossen Leere wäre die grosse  Angst, die selbst den an materiellen Gütern Reichsten quält.
Wer  bezweifelt, dass mit all den modernen Erleichterungen das Kloster  bequemer funktionieren könnte? Hätte jeder Mönch seine Mutter bei sich,  damit sie ihn umhegt, wäre natürlich auch das eine Erleichterung. Gäbe  es in der Kirche ein Tonbandgerät, das die Lesungen wiedergibt, wäre  auch das bestimmt sehr bequem, und noch bequemer wäre, wenn man die  Stehbank zum Bett ausziehen könnte. Gewiss wäre es auch für einen  Asketen eine Erleichterung, wenn er ein kleines Maschinchen hätte, das  ihm die Gebetsschnur vorwärtsdreht, und einen Stroh-Asketen, der  hinfällt und aufsteht und für ihn die Metanien macht, während er selbst  seinem geplagten Fleisch auf einer weichen Matratze Erholung verschafft.  Alle diese Dinge befriedigen zwar das Fleisch, die Seele aber machen  sie hohl und unglücklich, ganz abgesehen davon, dass sie weibliche  Gefühlsseligkeit und weltliche Angst mit sich bringen.
Deshalb,  mein Bruder, der du ausgezogen bist mit dem edlen Ziel, etwas Höheres  zu erreichen, sieh dich vor, dass du nicht wieder zurückfällst in das,  was du hinter dir gelassen hast, das Weltliche. Vergiss nicht, aus  welchem Grund du die Welt verlassen hast, und jage nach dem Leben, das  höher ist als die Welt, damit dein Weggang und dein Leben als Mönch  einen Sinn hat. Andernfalls – schade um dein Fahrgeld. Ich sage nicht:  „Schade, dass du deine Eltern betrübtest“, denn jene werden Gottes Lohn  dennoch empfangen.
Etwas  anderes noch – auch das ein sehr ernster Punkt -, auf das du achten  musst, ist dies: dass die Motive deiner Liebe zu deinem Altvater rein  und nicht krankhaft sind. Das heisst: Begeistere dich nicht, weil er ein  Landsmann ist von dir (das in erster Linie!). Sei nicht beeindruckt von  seinem langen oder schneeweis-sen Bart, sodass du ihn bloss deswegen  für besonders ehrwürdig hältst. Oder wenn er sehr mager ist, denke  nicht, dass er ein grosser Asket ist (denn er kann von Natur aus mager  sein). Noch auch sei sein hoher Ruf der Grund, aus welchem du dich ihm  unterordnest, denn dies zeugt von der grössten geistigen Krankheit, wenn  der neue Mönch schon in vorgerücktem Alter steht und nicht ein Jüngling  ist mit kindlichem Denken.
Bist  du ein junges Mädchen, so prüfe auch du dich selbst, damit du dich  nicht begeisterst für die Gerontissa, weil sie sehr gebildet oder sehr  schön ist oder weil sie männliche Charakterzüge aufweist, denn all dies  sind krankhafte Motive. Hier bedürfen die kränklichen Seelen der Hilfe,  damit sie ihre Liebe läutern und alle geistigen Gifte daraus vertreiben,  damit nicht weltliche Produkte angebaut werden in der Wüste.
20. Siehe Lk 3,38.
21. Siehe Heb 13,14.
22. „Orte der Hesychia“, d.h. der Stille, der Ruhe.
23. Siehe l Kon 2,12 ff (Masoretenbibel l Sam 2,12).
Mönchturn und weltliche Gesinnung
Wir  Mönche alle sollten mithin beim Betrieb des Klosters so weit wie  möglich die zeitgenössischen Mittel meiden und die Wildnis achten, indem  wir selbst uns derselben anpassen, sodass sie ihrerseits uns ihre  heilige Ruhe schenkt und die Einöde uns hilft, unsere Seele öde zu  machen von Leidenschaften. Es ist nicht recht, die Wildnis unserem  weltlichen Selbst anzupassen, denn es ist eine Sünde, die Wildnis zu  entweihen.
Wer  will von den modernen Mönchen, kann ja ein Kloster auf dem Dach eines  Wohnturms bauen, damit er alle Erleichterungen dieser Welt hat, die er  begehrt, und damit er die vielen Lichter geniessen oder in den dritten  Himmel24 aufsteigen kann mit dem Aufzug. Die Wildnis aber soll er in Ruhe lassen.
Leider  bringen einige Mönche dieser Art mit jener weltlichen Gesinnung, die  sie haben, und all jenen weltlichen Mitteln auch den ganzen weltlichen  Geist in die Wildnis. Andauernd sind sie beschäftigt mit Änderungen und  Umbauten, mit äusserlichen Verschönerungen, mit Ziegelsteinen und  Blumentöpfen zuhauf, doch was Gebetsschnur heisst, das wissen sie nicht,  sondern kennen nur Sorgen, gutes Essen und Ziegelstein. All das  offenbart fleischliche Menschen, die Ziegelstein und Lehm sind und nicht  Geist Gottes (ich meine hier nicht die im Bau befindlichen Klöster, wo  die Mönche hart arbeiten, um unter Dach zu kommen).
Wenn  der Mönch nicht zu seinem geistigen Werk findet, wenn ihm der Gerontas  nicht hilft dabei und er deshalb ständig mit äusserlichen Dingen  beschäftigt ist, verroht er geistig und ist ausserstande, in seiner  Zelle still zu sitzen, selbst wenn man ihn festbinden würde. Er findet  immerzu Gefallen am Kontakt mit den Leuten, an Fremdenführungen,  Erklärungen über die Kuppeln und Archäologisches. Er zeigt ihnen die  Blumentöpfe mit den verschiedenen Blumen und tischt ihnen ein reiches  weltliches Mahl auf. Damit befriedet er jedoch nur  den äusserlichen Menschen, und wenn man prüft, welche Art von  Befriedung das ist, wird man sehen, dass es überhaupt keine ist, sondern  dass die Menschen mit solchen Dingen bloss vorübergehend ihre Nöte  vergessen und dann wieder zu ihrer Angst zurückkehren, denn die  weltliche Gesinnung ist wie der Holzwurm, der ständig nagt.
Der Daseinszweck der Klöster jedoch ist ein  geistiger. Im Kloster soll man nicht die Welt finden, sondern den  Himmel, damit die paradiesische Süsse die Seelen überflutet. In  weltlichen Belangen können wir nicht Wettstreiten mit den Weltlichen,  denn jene haben mehr Mittel. Folglich? Die armen Weltlichen erwarten von uns Mönchen etwas Höheres, und damit wir jenes Höhere erlangen, müssen wir jede menschliche Tröstung fliehen. Denn es ist unmöglich, die göttliche Tröstung (die paradiesische Süsse) zu empfinden,  wenn wir nicht die weltliche fliehen und wenn unsere weltliche  Gesinnung nicht zur Gänze stirbt. Es ist nötig, dass die weltliche  Gesinnung, nachdem sie gestorben ist, zu Pflanzerde wird, damit die  göttliche Gesinnung aufblühen kann, denn die göttliche Lust wird nicht  aus der Lust des Fleisches geboren, sondern aus den Wehen des Fleisches.  Diese erstehen aus den Kämpfen der hochherzigen Kinder Christi, bewusst und mit Unterscheidung geführt um Seiner Liebe willen, um sich des alten Menschen (des weltlichen) zu entledigen. Danach nährt der Gute Vater Seine Kinder  mit  paradiesischer Speise, und dies schon hienieden auf der Erde, wo sie  sich befinden, sodass sie vor Freude hüpfen und jubeln: „Tag der Auferstehung… „,25 nachdem  sie, selbstverständlich, die Grosse Fastenzeit mit Kämpfen und den  Grossen Freitag am Kreuz verbracht haben und geistig auferstanden sind  und von da an ständig die Woche der Neuen Schöpfung leben. Anders  gesagt, sie feiern die Auferstehung nicht einmal im Jahr, sondern  ununterbrochen: „Pascha des Herrn, Pascha!“26*
Unser  Guter Gott hat das Leben des Menschen sehr süss gemacht, im guten Sinn  des Worts, dem geistigen. Doch einige von uns machen es zur Hölle mit  unserer Erbärmlichkeit, indem wir versäumen, die weltliche Gesinnung  von uns zu werfen, um die Dinge auf geistige Weise anzugehen. Damit  machen wir unser Leben süss im schlechten Sinn und wollen niemals  sterben, und je mehr unsere Jahre vergehen, desto mehr wächst auch das  „Ach“ der Besorgnis, und unsere Seele erfüllt sich mit Angst. Einige  geplagte Menschen kommen oft gar soweit, dass wir unsere Seele in  unserem hundertjährigen Leib festhalten wollen mit Hilfe der  Tropfflasche und sagen: „Leben ist süss“, indem wir zittern vor Angst,  zu sterben. Doch für einen, der der Welt gestorben und geistig  auferstanden ist, gibt es überhaupt nie Besorgnis, Angst oder  Bangigkeit, denn er wartet auf den Tod mit Freude, weil er zu Christus  gehen und jubeln wird. Und solange er lebt, freut er sich ebenso, weil  er bei Christus lebt und bereits hienieden einen Anteil der Freude des  Paradieses empfindet und sich fragt, ob es wohl im Paradies eine Freude  geben kann, die höher ist als jene, die er hienieden auf der Erde lebt.
Das  also ist das süsse Leben, in seinem wirklichen und guten Sinn. Obwohl  die wahren Mönche begreifen, dass das, was sie schon in diesem Leben  empfangen, nur ein Teil der Freude des Paradieses ist und dass es im  Paradies weit grösser sein wird, wollen sie ihrer grossen Liebe zu ihrem  Nächsten wegen dennoch auf der Erde leben, um den Menschen zu helfen  mit ihrem Gebet, damit Gott eingreife und der Welt geholfen werde. Selig  sind jene Mönche, und möge Gott Sich um ihres Gebetes willen auch  meiner erbarmen, der ich leider immer noch geplagt bin. Ich möchte sehr,  dass der Gute Gott uns Mönche alle, die wir dem Weg des engelgleichen  Lebens gefolgt sind, würdigen möge, das Mass jener Mönche zu erreichen,  sodass auch wir Tag und Nacht ununterbrochen sagen: „Verherrlicht sei  Gott dafür, dass ich lebe, verherrlicht sei Gott dafür, dass ich  sterbe!“
Dies  ist das engelgleiche Leben, das die Mönche schon hienieden auf Erden zu  leben anfangen, wenn sie bekleidet werden mit dem einen Engelsgewand  (demselben für den jungen Mann und für die junge Frau). Das  Engelsgewand macht die beiden Geschlechter zu zwei Engelsflügeln und  trägt die Seelen kraft der reinen Liebe in grosse Höhen, wo kein  Unterschied des Fleisches mehr besteht, denn „ da gilt nicht mehr Mann und Frau“.27
Dieses  Leben, das die Mönche schon von hienieden an leben, werden auch all  jene leben, die des Paradieses würdig befunden werden, denn im Paradies werden sie weder heiraten noch verheiratet werden, denn sie werden sein wie die Engel, wie unser Christus zu den Sadduzäern satter8  Deshalb müssen wir Mönche Gott Tag und Nacht danken und Ihn lobpreisen  für die grosse Ehre, die Er uns erwiesen hat, indem Er uns in Seinen  Engelsorden rief und uns sämtliche geistigen Möglichkeiten gab, schon  von der Erde an zu Engeln zu werden.
All  das bedenke, mein Bruder, der du am Anfang stehst, und bemühe dich, das  Ersehnte zu erlangen. Jetzt, da du im Guten angefangen hast, hab Acht  auf alles, was ich gesagt habe, damit du auch im Guten endest.
Es  wäre gut, wenn ausser dem jungen Menschen, der Gott grosse Dankbarkeit  schuldet für die erwähnte grosse Ehre, die Er ihm erwiesen hat mit der  Berufung in den Engelsorden, auch die Eltern dieser Jungen die grosse  Ehre begreifen könnten, die Gott ihnen selbst erwiesen hat, indem Er  geruhte, Sich mit ihnen zu verschwägern.29
24. Siehe 2Kor 12,2.
25. Irmos der 1. Ode des Pascha-Kanons.
26. Ebenda sowie Pascha-Stichera.
27. Gal 3,28.

